Eilantrag: Geplante 380 KV-Freileitung von Gohrpunkt nach Meerbusch-Osterath

Sitzung des Planungs- und Liegenschaftsausschusses am 22.10.2008

An den Vorsitzenden des Ausschusses für
Planung, Wirtschaftsförderung und Liegenschaften
der Stadt Meerbusch
Herrn Leo Jürgens  
Rathaus
40667 Meerbusch

per Fax: 02150/916-321/320

21.10.2008




Geplante 380 kV- Freileitung von Gohrpunkt nach Meerbusch- Osterath:
Eilantrag der FDP zu TOP 2.0 der Sitzung des Ausschusses für Planung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften am 22.10.2008


Sehr geehrter Herr Jürgens,

die FDP beantragt hiermit, der Ausschuss für Planung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften des Rates der Stadt Meerbusch möge folgende Stellungnahme der Stadt Meerbusch beschließen:

1. Gemäß §43 des Gesetzes über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz – EnWG) vom 7. Juli 2005 (BGBl- I S. 1970 (3621)), zuletzt geändert durch Gesetz vom 29. August 2008 BGBl. I S. 1790) wird die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens gefordert.


2. Abweichend von den Planungen der RWE, die Leitung als Freileitung zu bauen, wird gefordert, diese als Erdleitung auszuführen.

Begründung:

Die RWE Transportnetz Strom GmbH beabsichtigt, ihre 380 kV- Hochspannungsnetz auszu-bauen. Ein Bestandteil dieser Maßnahme ist die geplante Netzverstärkung auf der Achse Diele (E.ON- Netz) – Meppen – Wesel/Niederrhein – Utfort – Meerbusch-Osterath – UA Gohrpunkt – Rommerskirchen  - Sechtem – Weißenthurm.
 
In der Beratungsvorlage zu TOP 2.0 der Sitzung des Ausschusses für Planung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften am 22.10.2008 findet sich ein Vorschlag für eine Stellungnahme der Stadt Meerbusch, der  - abgesehen von der Begründung - lediglich aus dem oben genannten Punkt 1 besteht.

Wir schlagen darüber hinaus vor (obiger Punkt 2) zu fordern, die Leitung als Erdleitung aus-zuführen, die nach unserer Meinung die beste Lösung darstellt. Die Erdleitung bietet gegenüber der Freileitung erhebliche Vorteile (vgl. u.a. Quellenangaben):

Freileitungen

  • zerstören die Natur und das Landschaftsbild (Masthöhe 50-60 Meter)
  • verursachen erhebliche Energieverluste (10 – 20 %) beim Transport
  • verursachen laute Leitungsgeräusche
  • bewirken Wertverluste von Immobilien in der Umgebung der Leitungen
  • sind wetterabhängig
  • schädigen das Klima
  • stellen eine Gefahr für Landwirte dar (Stromübertritt von der Leitung auf Maschinen und Beregnungsanlagen)

 

 

Vorteile von Erdkabel

  • produzieren Elektrosmog und elektromagnetische Strahlen und stellen somit eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier dar.  
  • nur 6 % des Landverbrauchs gegen-über einer Freileitung
  • erhebliche CO2-Einsparungen
  • keine elektromagnetischen Felder
  • sehr geringe Stromverluste
  • bessere Netzstabilität
  • deutlich geringerer Materialeinsatz
  • keine Wertverluste von Immobilien
  • keine Beeinträchtigung des Freizeitwertes der Landschaft
  • keine Leitungsgeräusche


Zur Zeit gibt es offenbar 3 Arten der Erdleitung:

  1. Kabel mit vernetzter Polyethylenisolierung (VPE)
  2. Gasisolierte Leitungen (GIL)
  3. Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ, z.B. HVDC)

 
Aus Sicht der RWE stellt die Freileitung gegenüber der Erdleitung die gesamtwirtschaftlich günstigere Alternative dar (vgl. Beratungsvorlage S.7). Dabei wird Bezug genommen auf das Gutachten von Oswald et al. (2005); allerdings werden in diesem Gutachten nur die VPE- und die GIL- Erdleitungen im Vergleich zur Freileitung untersucht.

Demgegenüber stellen Ravenmark & Normark (2005; vgl. auch Staatskanzlei Niedersachsen 2007) fest, dass die Kosten für eine HGÜ-Leitung in Abhängigkeit von örtlichen Gegebenheiten durchaus auf dem Niveau einer Freileitung liegen können.

Die FDP fordert daher, die geplante Leitung als Erdleitung auszuführen.


Quellen:
Kreienberg M: 50 Jahre Hochspannungs- Gleichstromübertragung (HGÜ). ETZ 2004, 10, 58-59
Oswald BR, Müller A, Krämer M: Vergleichende Studie zu Stromübertragungstechniken im Höchstspannungsnetz – Technische, betriebswirtschaftliche und umweltfachliche Beurteilung von Freileitung, VPE- Kabel und GIL am Beispiel der 380 kV- Trasse Ganderkesee – St. Hülfe. ForWind, Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg und Hannover. Hannover und Oldenburg 2005.
Staatskanzlei Niedersachsen 2007: http://www.netzausbau-niedersachsen.de/00000099a20f1370a/ index.html (Zugriff 21.10.2008)
Ravenmark D, Normark B: Unsichtbar und umweltschonend – unterirdische Energieübertragung mit HVDC light. ABB Technik 2005, 4, 25-29